
- 16. September 2023
- 17. - 20. September 202
Von Blaulicht bis Sternenlicht – Ein Roadtrip zwischen Chaos und Magie
9 Uhr am morgen – es ging endlich los. Vor Draco und mir lag ein 670 km langer Roadtrip bis zur Grenze von Mexico. 2022 hatte ich es leider nicht ganz bis zum Big Bend National Park geschafft – der Campground „Tin Valley Retro Rentals“ war einfach zu geil. Da ging es also heute hin – zum Big Bend National Park.
Hier hier in Fredericksburg trennten sich dann unsere Wege. Für Rachel ging es zurück nach Austin und im Anschluß direkt nach Deutschland und vor mir und Draco lagen 3 Tage tief in Texas, und zwar dort, wo es mir 2022 so gut gefallen hat.
… 12 Uhr – Harper, ein kleiner Ort mitten in Texas
Draco und ich waren gerade gemütlich unterwegs, als plötzlich Blaulicht im Rückspiegel aufblitzte. „Na super“, murmelte Draco genervt, während er an den Straßenrand fuhr. Ich konnte förmlich sehen, wie er innerlich mit den Augen rollte.
Ein wirklich netter und freundlicher Highway Cop kam schließlich ans Fenster fragte nach den Papieren, ihm wäre aufgefallen, daß wir schnell unterwegs gewesen wären. Während wir warteten, tippte Draco auf sein Handy herum und murmelte: „Ich hab Signal, aber kein Internet“. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass dieser Tag noch länger werden würde.
Nach einem kurzen Blick auf den Computer trat der Cop wieder ans Fenster und verkündete: „Versicherung ist in Ordnung.“ Draco nickte zufrieden – „Aber Ihre Fahrzeugregistrierung ist abgelaufen.“
Draco zog eine Grimasse. „Ja, wissen Sie, mit COVID und Homeoffice… ich fahr das Ding kaum noch.“ Der Cop blieb ungerührt. „Ich stelle Ihnen ein Ticket aus. Wenn Sie die Registrierung erneuern, könnte es vielleicht fallengelassen werden. Aber verlassen Sie sich nicht darauf.“
Draco seufzte theatralisch und unterschrieb das Ticket – natürlich ohne Schuldeingeständnis – nur ein höfliches „Ja, ich kümmere mich drum“.
Bevor wir weiterfahren durften, fragte Draco noch hoffnungsvoll: „Kann ich einfach einen Nachweis schicken, oder muss ich da persönlich antanzen?“ Der Polizist zuckte mit den Schultern. „Fragen Sie das Gericht.“ Dann gab er Draco die Papiere zurück und wünschte uns eine sichere Fahrt.
Kaum war der Polizist außer Sichtweite, grinste Draco verschmitzt und startete den Motor. „Er hat nichts zur Geschwindigkeit gesagt“, meinte er und – zack – drückte aufs Gas. Ich lehnte mich zurück und wusste: Das wird wieder ein tolles Abenteuer.
Der Rest der langen Fahrt verging dann ohne weiteren Problem. Es ging vorbei an kleinen verlassenen Orten wie z.B. Sheffield. In Alpin bei MC Donalds noch schnell ein paar Burger reingeknallt und weiter ging’s. Von Alpine aus führt dann auch die einzige Straße bis hin ins ca. 100km entfernte Terlingua. Ich hatte uns dort, direkt an der mexikanischen Grenze im „Tin Valley Retro Rentals“ einen Airstream für 2 Nöchte gemietet.
Die Fahrt von Alpine nach Terlingua in Texas ist eine beeindruckende Reise durch die raue und weitläufige Landschaft des Big Bend Country. Der Highway 118 zeiht sich hier schnurgerade durch die weite Wüstenlandschaft, und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich hatte diese Strecke schon 2022 genossen, und jetzt, zurück in diesem Teil Amerikas, fühlte es sich an wie eine Art Heimkehr. Es gibt einfach etwas an dieser Gegend – die endlose Weite, die raue Schönheit, die Stille –, das mich immer wieder fasziniert.
Links und rechts erstreckte sich die texanische Wüste, trockenes Gras, verstreute Mesquite-Bäume und gelegentlichen Kakteen, die trotzig in der Hitze standen. In der Ferne konnten wir die ersten Hügel erahnen, und irgendwo über uns kreiste ein Adler hoch am Himmel. Ich hatte das Fenster einen Spalt geöffnet, und die warme, trockene Luft roch nach Staub und Abenteuer.
„Das sieht aus wie eine verdammte Marslandschaft“, murmelte Draco „Ich verstehe immer noch nicht, warum du so auf diese Einöde stehst“, meinte Draco, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
Ich grinste. „Weil es perfekt ist. Weit, frei, ehrlich. Keine Ablenkungen, keine unnötigen Dinge. Nur Straße und Himmel.“
Je weiter wir fuhren, desto wilder wurde die Landschaft. Die Chisos Mountains tauchten in der Ferne auf und die Straße führte uns durch alte, ausgetrocknete Flussbetten, und gelegentlich sahen wir ein Ranch-Schild, das irgendwo ins Nirgendwo führte.
Als wir uns Terlingua näherten, bog Draco schließlich auf eine Schotterpiste ab; „Wenn du hier so gern bist, solltest du dir eine Hütte kaufen.“ Sagte Draco. Ich lehnte mich zurück, ließ den Blick über die endlose Weite schweifen und dachte darüber nach. Vielleicht irgendwann.
Hier im „Fucking Nowhere“ war die Landschaft jetzt kaum mehr als karge Erde, Felsen und ein paar vereinzelte Kakteen. Um ca. 19 Uhr tauchte sie plötzlich wie aus dem Nichts auf – die skurrilen Retro-Unterkunft, mitten im Nirgendwo, eingerahmt von Nichts als endloser Weite und dem fernen, schroffen Panorama des Big Bend Nationalparks.
Es kühler als wir gedacht hatten – es hatte sich auf 25 Grad Celsius abgekühlt. Ich war froh, wieder an Ort zu sein – an dem ich meine Liebe zu den USA gefunden hatte. Das Wetter spielt auch endlich mal mit ich ich konnte ein paar Aufnahmen machen.
Hier, am Tin Valley Retro Rentals, stand Draco und mir eine unvergessliche Nacht bevor – und nicht wie ihr jetzt denkt.
Letztes Jahr stand ich genau an der selben stelle, doch damals habe ich es verpasst, die Sterne und die Milchstraße in voller Pracht zu bewundern – meine Angst vor Klapperschlangen hielt mich zurück, bzw. hielt mich davon ab im Dunkeln den Camper zu verlassen. Aber dieses Jahr war alles anders.
Der Himmel war kristallklar, und die Milchstraße spannte sich wie ein leuchtendes Band quer über die Wüste – mit bloßem Auge sichtbar, strahlend und endlos. Hier draußen, weit weg von jeglicher Lichtverschmutzung, fühlte es sich an, als könnte man direkt in das Universum eintauchen. Ein Anblick, den man nie vergisst.
Krank, aber nicht ohne Spaß – Rückkehr aus der Wüste
Über den heutigen Tag, gab es nicht viel zu berichten, außer das es langsam anfing, daß es Draco von Minute zur nächsten immer schlechter ging. Jetzt war er dran, aber die „heftigen“ Tabletten halfem ihm nicht.
Somit Bestand unser Tag nur mit einer „kurzen“ Fahrt zu einem Overlook, wo ich eine wirklich kleine Wanderung alleine gemacht habe. Draco hat währenddessen die ganze Zeit im Auto geschlafen.
Am Morgen des 18. September 2023 war es dann soweit – Abschied nehmen hieß es. Schweren Herzens packten wir unsere Sachen, stiegen ins Auto und machten uns auf die 800 Kilometer lange Rückfahrt nach Austin. Und was für eine Fahrt das war! Wir haben an diesem Tag wirklich Kilometer „gefressen“, ohne groß irgendwo anzuhalten. Ich saß die meiste Zeit am Steuer, während Draco auf dem Beifahrersitz vor sich hin dämmerte – ihm ging’s nicht wirklich besser und das sollte sich bis zu meiner Weiterreise nach Los Angeles auch nicht ändern.
Eigentlich hatte ich geplant, vom 19. bis 21. September mit meinem Kumpel Hogg abzuhängen, aber leider kam ihm die Arbeit dazwischen – schade! Stattdessen verbrachten Draco und ich die Zeit damit, einfach nur herumzuhängen und uns mit einer bedenklichen Menge Fast Food & Tequila zu ernähren. Wenigstens hatte ich so genug Zeit, all meine Fotos und Videos der letzten Tage zu sortieren und zu sichern.
Die letzten fünf Tage waren einfach unglaublich – voller Abenteuer, verrückter Erlebnisse und unvergesslicher Momente. Ein riesiges Dankeschön an Rachel und Draco für diese großartigen Tage! Selbst in Fredericksburg, wo es mir nicht so gut ging, konnte nichts meine Laune trüben.