
- 27. September 2023
- 28. - 29. September 2023
Roadtrip von Yucca Valley nach Las Vegas – Ein Abenteuer mit Hindernissen
Am 27. September 2023 stand die letzte Etappe meines Roadtrips durch Kalifornien und Nevada auf dem Plan. Mein Ziel: Las Vegas, um meinen alten Freund Dirk zu besuchen. Da ich noch meine Ananas Vorräte aufzustocken musste, ging es noch kurz in den Supermark – schließlich sind Vitamine ja wichtig, und ein bisschen Frische am Morgen kann nicht schaden.
Gegen 10 Uhr machte ich mich dann endlich auf den knapp 600 km langen Weg. Die Ananas war vielleicht nicht die beste Idee auf nüchternen Magen, denn schon nach den ersten Kilometern machte sich mein Kreislauf bemerkbar. Also hieß es: Stoppen, durchschnaufen und hoffen. Nach ein paar Pausen war das Problem dann auch abgehakt, und es konnte weitergehen.
Zwischenstopp bei Roy’s Motel auf der Route 66
Gegen Mittag erreichte ich das legendäre Roy’s Motel in Amboy, Kalifornien. Diese historische Raststätte liegt direkt an der berühmten Route 66 und ist ein beliebtes Fotomotiv. Das Motel selbst stammt aus den 1930er Jahren und diente früher als wichtige Anlaufstelle für Reisende. Heute ist es eine ikonische Ruine mit einer kleinen Tankstelle und einem Souvenirladen, die an die glorreichen Zeiten der Route 66 erinnern. Nach ein paar Aufnahmen und einer kurzen Erfrischung ging es weiter.
Durch die Wüste – Landschaft und Straßenverhältnisse
Nach Roy’s Motel führte mich die Route durch eine endlos scheinende Wüstenlandschaft. Die trockene, staubige Luft ließ die Hitze über dem Asphalt flimmern. Hier und da zeigten sich alte, verwitterte Gebäude und verlassene Tankstellen, die an die goldene Ära des amerikanischen Roadtrips erinnerten.
Kurz hinter Roy’s Motel stoppte mich dann eine Straßensperrung. Mein Navi zeigte an: Kein Durchkommen. Die zuvor festen Straßen verwandelten sich stellenweise in rissige, schlammige Pisten. Überreste von kleineren Erdrutschen lagen am Straßenrand, und große Pfützen zeugten von den starken Regenfällen, die hier gewütet hatten. Ich musste besonders vorsichtig fahren, um nicht in eine der tiefen Spurrillen zu geraten. Der Grund? Die Auswirkungen von Hurrikan Hillary.
Eigentlich hatte ich eine Übernachtung in Furnace Creek im Death Valley geplant, aber sämtliche Zufahrtsstraßen waren durch Wasser oder Erdrutsche unpassierbar. Nach einem schnellen Anruf bei Check24 konnte ich meine Buchung problemlos stornieren – also ging es direkt weiter nach Las Vegas.
Ungeplante Highlights auf dem Weg nach Vegas
Mit der neu gewonnenen Zeit legte ich noch einen kleinen Abstecher im Alien Café ein, einem skurrilen Raststopp mitten im fucking nowhere. Drinnen erwartete mich eine bunte Mischung aus Science-Fiction-Memorabilia, UFO-Merch und allerlei skurrilen Mitbringseln.
Was jedoch kaum jemand auf den ersten Blick bemerkte: Direkt hinter dem Alien Café liegt ein waschechtes Bordel, ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der diese Gegend noch wilder war als heute. So eine Mischung gab es wohl nur hier in der amerikanischen Wüste.
Nachdem ich meine Sticker-Sammlung erfolgreich erweitert hatte, setzte ich meine Fahrt Richtung Westen fort, immer weiter auf dem glühendem Asphalt, der mich schließlich nach Vegas führen sollte.
Die Sonne sank langsam hinter den Horizont und tauchte die endlose Wüstenlandschaft in tiefes Orange, wie ein surreales Gemälde aus Licht und Schatten. Dann, fast wie aus dem Nichts, sah ich den Vollmond am immer dunkler werdenden Himmel. Meine Musik aus den Lautsprechernwurde zum Soundtrack dieses Augenblicks, der sich wie eine Szene aus einem Film anfühlte. Die Kombination aus Natur, Licht und Klang ließ die Zeit war episch.
Kurz vor Las Vegas machte ich noch einen Stopp gegenüber der Creech Air Force Base. Die Sonne war nun fast vollständig verschwunden, während sich der Himmel in ein tiefes Blau verfärbte.
Hier, mitten in dieser mystischen Atmosphäre, beobachtete ich ein seltsames Schauspiel: Über mir schwirrten unzählige Drohnen durch die Dämmerung, lautlos und geisterhaft, als würden sie den Nachthimmel durchschneiden. Hier trainieren das US-Militär und seine Drohnenpiloten – ein beeindruckendes und zugleich befremdliches Schauspiel.
Schließlich erreichte ich um 20 Uhr das Haus meines Freundes Dirk. Nach einem kleinen Schlummertrunk fiel ich erschöpft, aber glücklich ins Bett – ein würdiger Abschluss für einen abenteuerlichen Roadtrip voller ungeplanter Wendungen und beeindruckender Momente.
Packen, Jazz und Abschied – mein Finale in Vegas
Koffer entrümpeln, Pasta genießen, Vegas meiden (28. september 2023)
Am nächsten Tag – meinem letzten Tag dieser Reise – machte ich mich daran, meinen viel zu schwer gewordenen Koffer zu entrümpeln. Irgendwie hatten sich unterwegs doch mehr Mitbringsel angesammelt, als ich gedacht hatte.
Nach dem Pack-Chaos ging es zum Frühstück mit Dirk. Ein entspannter Start in den Tag, bevor es langsam ans Abschiednehmen ging.
Am Abend hatte seine Frau Irene extra Spaghetti Bolognese für uns gekocht – endlich mal eine willkommene Abwechslung zum ganzen Fastfood der letzten Wochen. Es tat gut, mal wieder etwas Hausgemachtes zu essen.
Der Rest des Abends bestand aus Fachsimpeln über Jazz, begleitet von ein paar guten Gläsern Wein. Ich hatte keine Lust mehr, den Strip zu besuchen – irgendwie war mir einfach nicht danach. Außerdem war zu dem Zeitpunkt ohnehin vieles gesperrt, weil das Spielerparadies gerade in eine Rennstrecke für die Formel 1 verwandelt wurde. Und selbst wenn nicht: Es waren mir einfach zu viele Menschen unterwegs.
Goodbye USA, hello Jetlag – eine Rückreise mit Hindernissen (29. september 2023)
Jetzt sitze ich hier am Flughafen und warte aufs Boarding. Mein Flieger soll mich direkt nach Frankfurt bringen – 11 Stunden und 30 Minuten in der Luft. Gerade eben habe ich noch meinen Mietwagen abgegeben. Und wie Dirk meinte, musste ich mir um die Reinigung keine Gedanken machen – das interessiert die Mietwagenfirmen nicht. Stimmte tatsächlich, war absolut kein Problem.
Mit etwa einer Stunde Verspätung ging es dann endlich los. Ich machte es mir so gemütlich wie möglich – aber wie immer war an Schlaf nicht zu denken. Keine Ahnung, wie manche Leute das machen: Hinsetzen, Augen zu, bei der Landung wieder aufwachen und sagen: „Oh, das ging aber schnell!“ Ich beneide sie.
Stattdessen stand mir eine Stunde purer „Todesangst“ bevor. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Pilot die Verspätung aufholen wollte und sich im Jetstream über dem Pazifik volle Kanne reingehängt hat. So einen turbulenten Flug hatte ich noch nie in meinem Leben. Und ich war nicht der Einzige, dem das mulmig wurde – mein Sitznachbar, ein 2,10 Meter großer Ex-Basketball-Bundesligaspieler, sah auch nicht gerade entspannt aus. Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Spuk vorbei, und der Rest des Fluges nach Frankfurt verlief zum Glück ruhig.
Trotz allem landeten wir tatsächlich pünktlich um 13 Uhr in Frankfurt. Es war ein ziemlicher Moment der Erleichterung, als das Flugzeug endlich sicher auf dem Boden war. Doch kaum war ich aus dem Flugzeug draußen, machte sich der Jetlag bemerkbar. Ich fühlte mich, als könnte ich jeden Moment einfach umfallen. Trotzdem stand noch eine Zugfahrt nach Köln vor mir.
Also schleppte ich mich, so gut es ging, durch den Flughafen, um mein Ticket zu besorgen. Als ich dann endlich am Bahnhof ankam, war ich froh, dass ich noch einen Sitzplatz ergattern konnte, denn die Müdigkeit wurde immer unerträglicher.
Die Zugfahrt war eine echte Herausforderung, weil mein Körper einfach nur nach Ruhe und Schlaf schrie. Aber irgendwann kam ich in Köln an, wo mich Nicole am Bahnhof abholte – ein kleiner Lichtblick nach dieser langen Reise.
In Köln angekommen, holte mich nicht nur Nicole vom Bahnhof ab, sondern auch meine Verletzung am rechten Knöchel. Mit schmerzhaftem Humpeln und einem halb defekten Rollkoffer kämpfte ich mich zum verabredeten Treffpunkt. Doch ganz Köln war dicht – wegen einer Demo waren viele Straßen gesperrt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mit meinem lädierten Knöchel und dem bockigen Koffer noch ein paar „extra Meter“ zu laufen. Aber dann – endlich – Nicole in die Arme schließen, ins Auto steigen und ab nach Hause.
Ja, das war’s dann. Mein USA-Trip 2023 ist offiziell Geschichte.
Und wie immer war es wunderschön. Ich kann es nicht anders sagen. Irgendwie fühlt es sich an, als wäre die USA mein zweites Zuhause. Ich liebe die Weite, die Einöde, die unendlichen Straßen, die ins Nirgendwo führen. Ich brauche keine großen Städte.
Ich brauche Platz. Ich brauche Landschaften, die sich vor mir auftun, Orte, die zum Fotografieren einladen. Ich liebe es, einfach rechts ranzufahren, den Motor auszuschalten und Ruhe zu haben. Ja, genau das brauche ich.
Und ich brauche meine Zeit für mich allein. Diese Zeit gibt und gönnt mir Nicole – und dafür bin ich unendlich dankbar.