Roadtrip Route 66 (13. April 2022)

Was soll ich sagen, mein Cousin und ich wachten um ca. 6:00 auf – nicht weil wir zu früh ins Bett gegangen waren oder wir schon richtig wach waren, sondern weil wir von der letzten Nacht so durchgefroren waren. Es waren zu dem Zeitpunkt -12 Grad – wir hatten aber mittlerweile genug von den kalten Temperaturen und wollten einfach nur noch weg von hier.

 

Also machten wir uns nachdem wir unsere Frontscheibe enteist hatten, um 7 Uhr, auf dem Weg in Richtung Flagstaff in Arizona. Vor uns lagen 520 km bis nach Las Vegas in Nevade, welches das Ziel für den heutigen Tag war.

Zuerst aber lagen 120 km bis zum Frühstück vor uns. Wir wollten eigentlich in einem typischen Diner auf dem „historischen Route 66 0Abschnitt“ frühstücken; aber nach 2 Stunden Fahrt machten unsere Mägen uns darauf aufmerksam, daß es jetzt wohl an der Zeit zu sei, sie zu befallen. In Flagstaff peilten wir das Galaxy Diner an und erhielten endlich unser heiß ersehntes „American Breakfast“ in einem typischen Diner – und das reichlich.

 

Nachdem wir gesättigt waren, ging es auch schnell wieder weiter. Aber zuerst fragten wir die Kellnerin nach der nächsten Apotheke, ich brauchte noch ein paar Kopfschmerztabletten. Unser nächster Halt war erst wieder am Route 66 Sign kurz vor Seligman.

 

Hier hatten wir mal wieder so eine Begegnung der dritten art.

Christian wollte ein Bild vom Route 66 Sign schießen, als ein Wagen anhielt. Eine ältere gut gekleidete Dame Stieg aus und ging in seine Richtung. Sie wollte ebenfalls ein Foto vor dem Schild machen. Ihr Beifahrer stieg aus – ein unförmiger & korpulenter Mann, um die 35, mit lichtem Haar, Cargo Shorts, Hemd und er hatte auch noch seinen Lacoste Pullover lässig um die Schulter geknotet; um seinen Hals eine Kamera.

Ich will nicht wissen, was die Kamera in den letzten Tagen alles interessantes geknipst hatte. Der nette junge Mann sagte der Frau, er würde ein Bild von ihr vor dem Schild machen, wenn der Typ (in dem Fall Christian) weg wäre. Darauf hin meinte er: „der Typ kann euch verstehen!“ und so kamen die Beiden mit Christian ins Gespräch. Zu dem Zeitpunkt war ich noch im Camper mit umziehen beschäftigt, da wir endlich in wärmeren Gefilden waren.

Als ich dazu kam – konnte ich es nicht lassen, meine „I am on a two month vacation“ zum Besten zu bringen und es kamen ihrerseits pikante Details ans Tageslicht, welche wir im Nachhinein lieber nicht erfahren hätten wollen. Die beiden waren seit ein paar Tagen zusammen unterwegs. Teilten sich Hotel- und Motelzimmer. Alles auf Kosten der Dame, welche dieses auch immer wieder zur Sprache brachte. Der junge Mann war von ihrer gemeinsamen America Reise nicht wirklich begeistert. Er muss wohl schon sehr viel in seinem jungen Leben rumgekommen sein und viel schönere Orte gesehen haben, als der, wo er sich gerade befand. Er fand immer wieder etwas, an dem er etwas zum rumnörgeln hatte. Durch sein rumgenörgel wurde die Dame etwas zornig und zwischen den beiden entfachte ein kleiner Streit. Sie warf ihm vor, daß er ohne sie immer noch im Supermarkt hinter der Kasse sitzen würde. Es stellte sich heraus, dass die Dame seine Ex-Chefin war. Wir beide sahen uns an und hatten wahrscheinlich beide den selben Gedanken.

Nach dieser Begegnung fuhren wir, auf einer der wenigen, noch gut erhaltenen Strecken der „historic route 66“ 25 km lang nach Seligman.

 

Ursprünglich hieß Seligman „Prescott Junction“ aufgrund der Bahnlinie, die nach Prescott führte. Dann wurde die Bahnlinie aber verlegt und führte von dem Städtchen Ash Fork nach Prescott. Somit hatte Prescott Junction ausgedient. 1886 bekam Seligman dann seinen endgültigen Namen. Benannt nach Jessi Seligman, einem Gründer der J.W. Seligman Company aus New York. Diese verhalf zur Finanzierung der Bahnlinie in der Gegend um Seligman.

Auf unserem Weg dorthin, konnten wir die Wagons, des parallel fahrenden und überlangen Zuges zählen. In Amerika ist halt alles etwas größer und länger. 4 Loks vorne, 38 Wagons und hinten nochmal 2 Loks beförderten die schweren Container Richtung Osten. Die schweren Dieselloks… Wirklich beeindruckend!

Seligman begrüßte uns auch direkt auf der rechten Seite mit einem dieser typischen Kultmotels und auf der linken Seite reite sich ein Souveniershop nach dem Anderen ein. Klar hielten wir hier für den ersten Fotostopp und einen kurzen Bummel durch diverse Stores. Hier findet man wirklich alles, was das Route 66 Fanherz begehrt: Souvenirs, Souvenirs, Souvenirs. Schilder, Tassen, Poster, Aufkleber – einfach alles. Wir parkten auf der rechten Seite gegenüber dem „Deluxe Inn Motel“, direkt vor dem „Roadrunner“ Giftshop.

Ein wohl vom guten Arizona Weed gezeichneter „Dude“, welcher nicht „breiter“ hätte sein können, kam aus einer kleinen Ecke des Shops hervor und begrüßte uns. Mir fiel schon beim Betreten des Shops, dieser „süßliche Geruch auf, welcher wohl zu den roten Augen des Verkäufers geführt hatte. Über seinen auch anwesenden „Bro“, versuchter er uns dann auch das „lokale“ Weed zu verkaufen, was wir aber dankend ablehnten. Ich schaute mal wieder nach kleinen Geschenken für meine Kids und Christian fand ein paar Mitbringsel für seine Eltern.

 

Im Anschluß schlenderten wir noch durch die vielen Souvenirläden. 

Der Souvenirladen von Angel und Vilma Delgadillo hatte es mir dann angetan. Angel wurde in Seligman geboren und hat die Karriere seines Vaters fortgesetzt. Er betrieb lange Zeit den örtlichen Barbershop. Heute wird der Laden von seinen Nachkommen betrieben, allerdings eher als Souvenirladen mit angrenzendem Museum. Der Laden ist definitiv einen Besuch wert, da tausende von Visitenkarten, Geldscheinen, Autoschildern und Fotos die Wände des Ladens schmücken. Man sollte sich aber unbedingt auch außerhalb und hinter dem Haus umsehen, hier gibt es zahlreiche Fotomotive.

 

Direkt neben dem Souvenirladen, liegt das legendäre Snow Cap Drive-In. Dieser Laden wurde von Angels Bruder Juan gegründet und betrieben. Mittlerweile servieren hier seine Kinder nach eigener Aussage die besten Chiliburger und Tacos der Stadt. Da wir aber noch gesättigt vom Frühstuck waren, schauten wir uns nur im hinteren Bereich des Ladens um.  Es gibt zahlreiche Fotomotive, wo Freunde von Route 66 Schildern und alten verrosteten Autos, voll auf Ihre Kosten kommen.

Weiter fuhren wir die die Hauptstraße in Richtung Westen vorbei an alten, zerfallenen Hütten, (stillgelegten) Motels oder vor sich hin rostenden Autos. Typisches, uriges Route 66-Feeling. Dann kam es mir vor, als ob der eine touristische Teil hier endete, am Straßenrand lagen die Häuser der Einheimischen, bevor der andere touristische Teil Seligmans standesgemäß mit einem Motel begann.

 

Seligman bietet ein tolles, wenn auch sehr touristisches Flair. Aber man kann sich schon mitreißen lassen. Es gibt viele, schöne Fotomotive, an jedem Stadtende die besten Burger und 2-3 sehr nette Kultmotels.

 

Ich tankte nochmals unser Bambi Mobil voll und es ging weiter. Der nächste Stop war dann unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Wir erreichten nach 250 km den „Canyon trail RV Park“ in Boulder City um ca. 18 Uhr. Und endlich waren die Temperaturen so angenehm, daß wir noch lange draußen saßen und den Abend bei netten Gesprächen ausklingen ließen.

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